Neuer Materialismus

Neuer Materialismus

Im Schnittfeld feministischer Umwelt- und Körperdebatten, Wissenschaftstheorie und Technikforschung findet bereits seit einiger Zeit eine verstärkte Hinwendung zu Materialität statt, die unter dem Begriff „new materialism“ gefasst wird. Mittlerweile ist der „new materialism“ auch jenseits feministischer Zusammenhänge zu einer wichtigen Strömung in den Sozial- und Kulturwissenschaften geworden. Der Workshop rekonstruiert die feministischen Ursprünge des „new materialism“ und führt in zentrale Überlegungen ein.

Fokus: Black Geographies

In diesem Lektüreworkshop werden wir uns mit Schwarz-feministischen Geographien beschäftigen und einige Kartographien intersektionaler Widerstände aufzeigen und diskutieren. Auf Grundlage von Auszügen aus Katherine McKittricks Demonic Grounds. Black Women and the Cartographies of Struggle (2006) werden wir im ersten Teil die räumlichen Dimensionen von rassistischen, hetero-sexistischen Unterdrückungsformen und kolonialen Kontinuitäten beleuchten. Im zweiten Teil gehen wir auf die Produktion und Imagination Schwarz-feministischer Geographien ein, bspw. in intersektionalen Kämpfen für alternative Sicherheitskonzeptionen.

Lektüre:

McKittrick, Katherine (2006) Demonic Grounds. Black Women and the Cartographies of Struggle, Kapitel 2 und 5.

Feminist Geopolitics

Overall Description: In what ways can feminist geographies help us understand the manifold contemporary power struggles that we face in Europe and around the globe? What is the role of difference and intersecting identities, such as gender, race, ethnicity, sexuality and class, in constituting spaces, places, and political boundaries? Through discussions and hands-on exercises we reflect on what feminist scholarship can tells us about conflict, security, nationalism and geopolitical violence.

Text for preparation:

Fluri, J.L., 2015. Feminist political geography. The Wiley Blackwell companion to political geography, pp.235-247.

Lecturer: Sunčana Laketa, University of St Gallen

Email: suncana.laketa@unisg.ch

Stadtführungen

Führung 1: Sihl – Wie lebten geflüchtete Jüd*innen in Zürich?

Schweizerische Flüchtlingspolitik 1933-1945: Viele «ausgestossene» Jüdinnen und Juden versuchten während der Naziherrschaft in Deutschland, in die Schweiz zu fliehen, so auch nach Zürich. Auf unserem Rundgang begegnen wir einigen dieser Flüchtlinge und erzählen vom Alltag bekannter und unbekannter EmigrantInnen. Auch die Haltung der Bevölkerung und die schweizerische Flüchtlingspolitik gegenüber Jüdinnen und Juden – ohne die diese Geschichten nicht verstanden werden können – sind Thema des Rundgangs.

Beginn: Hauptbahnhof, Gruppentreffpunkt in der Haupthalle
Ende: circa 15.30, Bürkliplatz

Führung 2: Limmat – Wie haben Frauen die Kunst revolutioniert?

Wie Frauen den Stadtraum eroberten und die Kunst revolutionierten: «Ist Sie da?» In diesem Rundgang nehmen wir Sie mit entlang der Limmat in den Kreis 5. Erfahren Sie, wie Dada und nachfolgende künstlerische und feministische Bewegungen in den letzten 100 Jahren gesellschaftliche Teilhabe forderten und den öffentlichen Raum als geschlechterpolitisches Terrain einnahmen. Ob in Einzelleistungen, individuellen Pioniertaten oder Gruppen-Engagements, ob in Reformen der Kunstausbildung, Performance und Tanz, ob im Punk und Aktivismus: Sie war in Zürich da! Da und da!

Beginn: Hauptbahnhof, Gruppentreffpunkt in der Haupthalle
Ende: circa 15.30, Neugasse 29

Führung 3: Chratzquartier – Wer durfte wofür den öffentlichen Raum nutzen?

Ein Rundgang durch das ehemalige Chratz-Quartier: Was hat der Alltag von Frauen mit Stadtentwicklung zu tun und was kann uns die gebaute Stadt über das Leben und Wirken von Frauen erzählen? Solchen Fragen gehen wir auf dem Rundgang durch das ehemalige Chratzquartier links der Limmat nach. Wir zeigen, wie Ende des 19. Jahrhunderts öffentliche Waschplätze dem Verkehr Platz machen mussten und wie die Frauen zur Frauenbadi und der ersten öffentlichen Frauentoilette am Bürkliplatz kamen. Wir machen Halt bei einem ehemaligen Bordell sowie bei einer Gerichtsinstanz, die ledige Mütter zu Gefängnisstrafen verurteilte. Beim Hotel Baur au Lac schliesslich erzählen wir die Geschichte einer Frau, die am grossen Zaster der Stadt teilhaben wollte und dafür die Zürcher Gesellschaft an der Nase herumführte.

Beginn: Hauptbahnhof, Gruppentreffpunkt in der Haupthalle
Ende: circa 15.30, Hechtplatz

Führung 4: Uniquartier – Wie veränderten lesbische Frauen Zürich?

Ein Rundgang zur Geschichte lesbischer Frauen in Zürich: Ende des 19. Jahrhunderts verteidigte die erste Historikerin der Schweiz, Meta von Salis, vehement die «keusche Blume der Freundschaft». Lust und Leidenschaft hatten in einer Freundschaft zwischen Frauen nichts zu suchen. Fast hundert Jahre später ging die Homosexuelle Frauengruppe Zürich mit dem Slogan «Frauenliebe ist unsere Stärke» auf die Strasse und verkündete «Alle Frauen sind Lesbierinnen, ausser jene, die es noch nicht wissen». Ihnen begegnen wir auf unserem Rundgang ebenso wie den Gründerinnen des ersten Lesbenclubs der Schweiz, Anna Vock und Laura Thoma, oder ihren ungleich berühmteren Zeitgenossinnen Annemarie Schwarzenbach und Erika Mann.

Beginn: Hauptbahnhof, Gruppentreffpunkt in der Haupthalle
Ende: circa 15.30, Limmatufer, gegenüber Odeon

 

Feministische Methodologien und Methoden: Anarchafeministische (Anti-)Pädagogik

Abstract:
Im Workshop werden Ansätze anarchistischer Pädagogik und Überlegungen
zum „feminist classroom“ zusammen gebracht. Ausgehend von der Kritik an
der Position des Lehrenden und Lernenden, welches anarchafeministischen
Perspektiven gemein ist, werden im Workshop kollektive Strategien des
(Ent-)lernens verhandelt und erprobt. Dabei kommen verschiedene
methodische Ansätze zum Tragen: wie beispielsweise ein kurzer Input,
Biografiearbeit und Reflexion von Hierarchien und eigenem Lernen.

Feministische Methodologien und Methoden: Positionalitäten im Feld

Abstract:
Interaktionen im Feld sind oft sehr spannend, können aber auch herausfordernd, unangenehm oder gar bedrohlich sein – und manchmal sind sie ein wenig von allem. In diesem Workshop beschäftigen wir uns mit irritierenden Begegnungen im Feld und damit wie in diesen Begegnungen Identitäten und Rollen verhandelt werden – zuweilen einvernehmlich, zuweilen konflikthaft.

Anhand von eigenen Erfahrungen, empirischem Material und Inputs diskutieren wir Fragen rund um den Komplex der Positionalität im Feld – ein in der feministischen Forschung seit vielen Jahren reflektiertes Thema, zugleich eines, dass durch neue(re) Perspektiven wie Intersektionalität, Sexualität, Körperlichkeit oder Emotionen in der Feldarbeit bereichert wird.

Wir beschäftigen uns im Workshop damit, was in diesen Interaktionen konkret passiert und welche Auswirkungen das hat (u.a. auf uns) und überlegen, inwiefern solche Aushandlungen auch als Daten gesehen werden können.

Hinweise/Vorbereitung:

Wir möchten im Workshop gerne möglichst an konkreten Beispielen diskutieren. Sara und ich bringen eigenes Material mit, aber es soll hier nicht nur um unsere Daten gehen.

Daher: Wer mag eines Material einbringen?

Gesucht sind eure eigenen Erfahrungen mit Identität- und/oder Rollenaushandlungen im Feld. Dabei kann es um Begegnungen beim Feldzugang, Datenerhebung, Datenauswertung oder Verschriftlichung gehen.

Wer Interesse hat, ihr/sein eigenes Material für die gemeinsame Reflektion zur Verfügung zu stellen, melde sich bitte bis spätestens am 29. August per Email bei uns.

Bitte schickt uns (sara.landolt@geo.uzh.chheidi.kaspar@careum.ch)

  • kurze Beschreibung der Situation der Interaktion, insbesondere der verhandelten Identitäten und/oder Rollen
  • wenn möglich auch gleich diejenige Stelle aus eurem Datenmaterial (Interviewtranskript, Beobachtungsprotokoll, etc.), die ihr in der Gruppe besprechen möchtet (das kann aber auch noch später geliefert werden)

Alle Daten und Aussagen werden vertraulich behandelt.

Feministische Methodologien und Methoden: Feministisch Forschen im urbanen Kontext

Abstract:
Differenz und Unterschiedlichkeit prägen Feminismus wie Stadt. Doch wie können die Komplexität an Unterschieden begriffen und Ungleichheiten angegangen werden? Wir möchten dafür Konzepte und Methoden kennenlernen und auch gleich ausprobieren. Zuerst erkunden wir Knotenpunkte feministischer Stadtgeographien (I: knot box); dann reflektieren wir an Beispielen entsprechende (Forschungs)Praktiken (II: black box); zum Schluss lernen wir von Ideen feministischer Stadtforscher_innen (III: tool box)

Feministische Methodologien und Methoden: Gendersensibel Analysieren und Schreiben

Die Vervielfältigung der Lebensstile erfordert in der Sozialforschung eine Sensibilität gegenüber Differenzen. Nur so können spezifische Erfahrungen von Subjekten, Gruppen und Milieus theoretisch und methodisch eingefangen werden. Im Hinblick auf Geschlecht (oder Rasse/Ethnie) kann ein differenzierter Zugang jedoch auch Fallstricke beinhalten: „Was gesucht wird, kann gefunden werden“. Der Workshop setzt sich im Zuge der Analyse von Textmaterial mit dieser Spannung zwischen Gendersensibilität und Zirkelschluss auseinander und diskutiert Lösungsstrategien.

Es besteht die Möglichkeit, eigenes Material zur Analyse mitzubringen.

Feministische Methodologien und Methoden: Ethik in der Forschungspraxis

Abstract:
Welche ethischen Fragen stellen sich in einer feministischen Forschungspraxis? Wir werden hierzu Texte oder Textabschnitte lesen und diese erarbeiten (bspw. aus Nancy Naples „Feminismus and Methods“), um grundlegende Fragen ethischer Natur allgemein und insbesondere aus einer feministischen Perspektive zu betrachten. Zur Konkretisierung der forschungsethischen Überlegungen diskutieren wir Beispiele und Fragen aus den Arbeiten der Teilnehmenden.

Exkursion: Kunsthaus Aarau

Treffpunkt
14:00 Vor dem Haupteingang

Hinfahrt
14:24 Busabfahrt ab Benkerjoch, Passhöhe
14:36 Busankunft Aarau, Holzmarkt
3 Min Fussweg zum Kunsthaus

 

Das Aargauer Kunsthaus beherbergt die umfassendste Sammlung an Schweizer Kunst. Gezeigt wird ein vielfältiges Ausstellungsprogramm mit bedeutenden nationalen und internationalen Positionen. Dem jungen wie dem regionalen Kunstschaffen gilt ein besonderes Augenmerk. Aktuell zeigt die Sonderausstellung Bilder für alle das grafische Schaffen des Künstlers Thomas Huber (*1955 in Zürich, lebt und arbeitet in Berlin).

http://www.aargauerkunsthaus.ch/

Rückfahrt
17:40 Busabfahrt ab Aarau, Holzmarkt
17:51 Busankunft Staffelegg Passhöhe