Meine Identität oder Deine Kategorie? Das Subjekt zwischen Intersektionalität, Postkolonialität und Personalität

Differenz „ist notwendig für die Produktion von Bedeutung, die Formierung von Sprache und Kultur, für soziale Identitäten und ein subjektives Bewusstsein des Selbst als ein sexuelles Subjekt. Und gleichzeitig ist sie bedrohlich, eine Quelle von Gefahr, von negativen Gefühlen, Spaltungen, Feindseligkeiten und Aggressionen gegenüber dem ‚Anderen'“ (Hall 2004: 122).

Soziale Kategorien haben einen zweischneidigen Charakter. Auf der einen Seite dienen sie der Orientierung und ermöglichen es, sich bestimmten Personen gegenüber angemessen zu verhalten. Auf der anderen Seite wirken Kategorien auch diskriminierend, denn Fremdzuschreibungen stimmen selten mit den jeweiligen individuellen Selbstbezeichnungen der Bezeichneten außerhalb der Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe überein. Kategorien können demnach identitätsstiftend wie auch identitätsberaubend wirken. Das Ich wird, ebenso wie das Gegenüber, zur Projektionsfläche und Definitionen objektifizieren Identitäten.

Die Auswirkungen sozialer Differenzen hängen davon ab, in wie weit die zuschreibenden Personen Definitionsmacht besitzen. Daraus ergeben sich soziale Hierarchien, in denen bestimmte Personen anders als andere behandelt werden (Diskriminierung). Wann aber und in welchen Fällen führt das zu persönlichen Erfahrungen von Benachteiligung oder gar zu Stigmatisierung, also dem Erleben des eigenen Selbst als minderwertig?

In diesem Kurs wird die Frage gestellt, wie sich der ambivalente Charakter sozialer Kategorien in den Debatten um Intersektionalität, Postkolonialität und Identität darstellt. In einigen partizipativen Lehreinheiten und unter Einbezug grundlegender Literatur werden sowohl die determinierenden Effekte sozialer Kategorien wie auch deren Offenheit deutlich.